Astrologie als Tiefenpsychologie und Seelen-Heilkunde

Inmitten unserer Zeitepoche, deren nüchterne Sachlichkeit jede Beschäftigung mit metaphysischen Werten abzulehnen scheint, hat sich der Glaube an die Astrologie - die übersinnliche Beziehung des Menschen zum Kosmos - dennoch in weiten Kreisen der Menschheit erhalten. Zwar entzieht sich dieser Glaube jeder rationalen Begründung, da er in anderen Bewusstseinsschichten urständet als das raum- und zeitgebundene Denken des Intellekts. Allein, tief verborgen ruht im Menschen ein Urwissen von seiner ewigen Geistwesenheit, die mehr umfasst, als ihn sein irdisch eingeschränktes Tagesbewusstsein zu vermitteln vermag. Alle Religionen, alle Geistlehren sind entsprungen einer inneren Schau, die dem Menschen die wahren Zusammenhänge zwischen seinem geistigen Ursprung und Ziel, und seinem Erdenweg durch die Materie offenbart.


Vorwort

Inmitten unserer Zeitepoche, deren nüchterne Sachlichkeit jede Beschäftigung mit metaphysischen Werten abzulehnen scheint, hat sich der Glaube an die Astrologie - die übersinnliche Beziehung des Menschen zum Kosmos - dennoch in weiten Kreisen der Menschheit erhalten. Zwar entzieht sich dieser Glaube jeder rationalen Begründung, da er in anderen Bewusstseinsschichten urständet als das raum- und zeitgebundene Denken des Intellekts. Allein, tief verborgen ruht im Menschen ein Urwissen von seiner ewigen Geistwesenheit, die mehr umfasst, als ihn sein irdisch eingeschränktes Tagesbewusstsein zu vermitteln vermag. Alle Religionen, alle Geistlehren sind entsprungen einer inneren Schau, die dem Menschen die wahren Zusammenhänge zwischen seinem geistigen Ursprung und Ziel, und seinem Erdenweg durch die Materie offenbart.

Die Esoterik bezeichnet den Menschen als Mikrokosmos, der das grosse Universum abbildlich widerspiegelt. Astrologie, die Lehre vom Geist der Gestirne, unterscheidet sich von Astronomie, der Kunde von den Weltkörpern so, wie etwa die Metaphysik von der Physik oder die Alchemie von der Chemie der Naturwissenschaften. Das Wesen der Astrologie als Seelenlehre zu begreifen, setzt unabdingbar eines voraus: zu erfassen, dass das materielle Weltall nur der sichtbare Ausdruck dahinter waltender Schöpfungsideen und -kräfte ist, die gleichermassen im Kosmos wie im Menschen wirken. Einen Schlüssel zum Verständnis dieser Wahrheiten bilden vornehmlich die Schilderungen des nordischen Sehers Emanuel Swedenborg (1688-1772) vom Homo maximus, dem 'Grossen Weltenmenschen', und mehr noch jene des österreichischen Mystikers Jakob Lorber (1800-1864), dessen Werke des inneren Wortes das Tiefste über den verborgenen Sinn des Weltalls und seiner geistigen Natur aussagen.

In der Dreieinheit von Geist, Kraft und Stoff (oder Geist, Leben und Form) bildet im Menschen das Kraftfeld Seele ein zweifaches, polares Bindeglied zwischen seinem göttlichen Anteil, dem ewigen Ich, und seinem an die materielle Sinnenwelt gebundenen Bewusstsein. Durch ihr höherseelisches Prinzip (Geistseele) vermag sie die Strahlungen des reinen Gottesimpulses in ihrem 'Oberbewusstsein' wahrzunehmen. Mit ihrem niederseelischen Prinzip (Körperseele) ist sie durch das 'Unterbewusstsein' den Einflüssen der untermenschlichen, naturgeistigen Bereiche zugänglich. Beide Polaritäten gestalten aus ihren Tiefen heraus das irdische Tagesbewusstsein des Menschen, dessen freier Wille die letzten, verbindlichen Entscheidungen trifft, die sein Denken und Handeln und damit auch sein Schicksal bestimmen.

Von diesen Seelenbereichen als lebendige Kraftfelder handelt die Astrologie als eine Geistwissenschaft, die rationell nicht erlernbar, wohl aber wesenhaft erlebbar ist. Um zu diesem Erlebnis zu gelangen, gibt es jedoch Wegweiser, die einen tieferen Zugang vermitteln als die meist allzu schematisch ausgeklügelten Lehrbücher der Astrologie. Denn von der alten, geistig fundierten Sternenweisheit blieben nur noch zusammenhanglose Reste einer Deutungskunst übrig, deren heutige Profanierung als Wochenend-Astrologie und Wahrsage-Horoskop nichts mehr von der einstigen 'königlichen Kunst' erkennen lässt.

Einen solchen Wegweiser in die geistigen Bezirke der Astrologie, jedoch durchwegs verbunden mit der praktischen Anwendung auf ein jedes Geburtsbild, stellt die vorliegende Schrift Max Prantls dar. Der geringe Umfang dieses Werks steht in keinem Verhältnis zur Grösse und Tiefe seines Inhalts. Denn es entsprang einer vollkommenen inneren Schau, der das Kreisen der Geist- und Lebensströme im Kosmos ebenso wenig verborgen blieb wie das siderische Seelenfirmament im Menschen, dessen Prägung im Gleichklang oder in Disharmonie zu den Ausstrahlungen des geistigen Alls stehen kann. Aus dieser Schauung heraus gewinnt die Deutung eines Geburtsbildes ein anderes Gewicht und Gesicht, das sich von den gewohnten Regeln moderner Lehrbücher oft wesentlich unterscheidet. Hier zeigt sich die echte Astrologie als eine wirkliche Tiefenpsychologie, eine Seelenlehre und -heilkunde, der nichts Ähnliches zur Seite gestellt werden kann.

Die kleine Schrift aus dem Nachlass eines grossen Geistes, des tiefgründigen Sehers Prantl (1912-1957), will kein astrologisches Lehrwerk im üblichen Sinne sein. Es fordert vom Leser keine mathematischen Konstruktionskenntnisse, sondern nur die Beschaffung der notwendigen Unterlagen (Planetenstände, Aszendent, MC-Zenitstand) durch einen Fachmann aufgrund der Geburtszeit und des Geburtsortes - nicht aber ein ausgearbeitetes Horoskop, das sich der Leser dann selbst mühelos herstellen kann. Die Anweisung dazu gibt das erste Kapitel des Buches. - Hingegen müssen Leser, die bereits im Besitz eines Horoskopes sind, das in inäqualer Häusermanier aufgestellt wurde, dieses auf die äquale Art (12 gleichgrosse Felder) umstellen. Auch dafür enthält das Buch eine leichtfassliche Anleitung.

Prantls 'Astrologie' ist somit ausschliesslich ein Werk, das der geistigen Deutungsmethode von Geburtsbildern gewidmet ist. Hier aber erweist es sich geradezu als eine hohe Schule einer Seelendurchleuchtung, die jeden Eigner eines Horoskops zum wahren 'Erkenne dich selbst' hinleitet. Es eröffnet ihm jene Stärken und Schwächen, aus denen das 'Schicksal' seines Erdenweges hervorgeht. Es zeigt ihm in den Oppositionen die Art seiner seelischen Spannungen und in den Quadraten die gefährdenden Disharmonien, und wie selbe durch den freien Willen des Menschen gewandelt werden können (geistige Planetenversetzung). Denn eine glückerfüllte Ordnung des irdischen Lebensbereichs ist dem Menschen nur durch Erkenntnis und sinnvollen Gebrauch seiner Vernunft- und Gemütskräfte erreichbar.

So gesehen, entfaltet die Astrologie einen hohen ethischen Wert und ist weit davon entfernt, einem fatalistischen Schicksalsglauben Raum zu geben. Darum zeigt Max Prantl auch die Grenzen der Astrologie auf, die an der Willensfreiheit des Menschen enden gemäss dem alten Wahrspruch: 'Die Sterne machen geneigt, aber sie zwingen nicht!' Über dem Firmament der Seele strahlt der reine Gottesgeist als sein ewiges Ich, das frei von allen elementaren und kosmischen Bindungen ist.

Das letzte Kapitel des Buches leitet zu einer mystischen Anschauung der Astrologie hin, in der ihre Kräfte Gestalt gewinnen und vom irdisch gebundenen Denken des Menschen eine Brücke schlagen zur wahren Erkenntnis seines Wesens, erfüllt von Geheimnissen gleichwie das All, das um und in ihm waltet.

Mag auch die Art des Interesses an Astrologie recht unterschiedlich sein: irgendwelche Saiten wird diese Schrift überall zum Erklingen bringen, und es wird keinen Freund geistigen Sternenweistums geben, der dieses Buch nicht ohne Bereicherung aus der Hand legt.

Im Herbst 1967
M. Kahir

Einleitung

Wesen und Wirkbereich der Astrologie

Die Astrologie, die Lehre von den übersinnlichen Lebensbeziehungen des Alls, könnte in ihrem wichtigsten Bereich - Durchleuchtung der Menschenpersönlichkeit - die Tiefenpsychologie, also auch die Seelen-Heilkunde sein. Es stünden ihr dazu die Mittel zur Verfügung, wie sie keine bloss experimentell und analytisch gewonnene und deshalb unvermeidlich grob typisierende Psychologie besitzt. Die Astrologie vermag als einzige Seelenkunde bis zu den Urgründen der seelischen Stärken und Schwächen vorzustossen. Sie vermag wie mit Röntgenstrahlen den ganzen Aufbau der Persönlichkeit zu durchleuchten, denn die Einsicht in das irdisch-geistige Abbild des innersten Kerns der Persönlichkeit und in den Aufbau der äusseren Schichten ist ihr unmittelbar gegeben.

Sie sollte demnach jedem Menschen folgende Fragen eindeutig beantworten können: Was ist meine von meinem innersten Wesen bestimmte Aufgabe in der Welt? Wie habe ich mich der Welt gegenüber einzustellen? Welche Begabungen sind mir mitgegeben und in welchem Beruf kann ich sie am besten einsetzen? Welcher Art ist der meinem innersten Wesen entsprechende Ehepartner? Welche Charakterschwächen vermindern oder verhindern meine Lebensleistung und die Glückserfüllung meiner selbst und meines Partners? Wie kann ich diese Schwächen beseitigen? Wo lebe ich am Leben vorbei, so dass schliesslich leere Räume in mir und um mich, Einstürze, seelische und äussere Katastrophen entstehen? Auf welchem Lebensgebiet bin ich unfrei, verkrampft und deshalb gefährdet? Welche Lebensregungen bin ich geneigt zu unterdrücken, zu verzerren, zu verdrängen, so dass sie für Seele und Körper zersetzend, vergiftend und krankmachend wirken?

Kann die heutige Astrologie alle diese Fragen befriedigend beantworten? Nicht nur ich setzte hier ein Fragezeichen. Der Grund für diese Unsicherheit liegt darin, dass sich die heutige Astrologie nur noch auf Restbestände eines ehemals einheitlichen Weistums stützt, das durch die unmittelbare Anschauung des Wesens der Dinge, durch geistiges Hellsehen gewonnen wurde. Von diesem Wissen sind einzelne, von Zweifeln und Klügeleien zersetzte Pfeiler erhalten geblieben. Das Ganze, die Brücke zwischen Welt und Überwelt, die von ihnen getragen wurde, ist längst eingestürzt.

Wer diese Brücke wieder bauen will, muss dieselbe unmittelbare Einsicht in die übersinnlichen Lebensbeziehungen des Kosmos besitzen, die einst auch die Astrologie geschaffen hat. Diese Feststellung mag für den verstandesmässig verengten, nur wissenschaftlichen Geist unserer Zeit eine Herausforderung sein. Ich mache aber nur ein Zugeständnis: Die Sprache, in die diese geschauten Erkenntnisse gekleidet sind, ist nicht mehr die mythisch dunkle, astrale Bildersprache unserer geistigen Vorfahren; sie ist die wissenschaftlich nüchterne, vielfach abstrakt gewordene Sprache unserer Zeit.

Der Leser, der ein Geburtsbild noch nicht berechnen und aufzeichnen kann - mehr astrologische Kenntnisse setzt dieses Buch nicht voraus - möge sich dies von einem astrologiekundigen Freunde erklären lassen, oder er verschaffe sich diese geringen Kenntnisse aus irgendeinem Lehrbuch der Astrologie.

Für die praktische Arbeit genügt die Berechnung des Aszendenten und der Gestirnstellungen bis auf einen halben Grad genau. Für die gesamte Häusereinteilung genügt die Gradzahl des Aszendenten. Nach der antiken oder äqualen Art der Einteilung, die auch dieses Buch festhält, ist die Gradzahl des Aszendenten auch die Gradzahl aller anderen Häusermitten. (Wenn der Aszendent z. B. in 17 Grad Löwe steht, ist die Mitte des zweiten Hauses in 17 Grad Jungfrau usw. Die Grenzen der Häuser stehen jeweils 15 Grad nach rechts und links von der Mitte ab. In diesem Beispiel wären somit die Grenzen des ersten Hauses 2 Grad Löwe und 2 Grad Jungfrau.)

Wenn die Geburtsstunde ungenau - nur bis auf eine Stunde - bekannt ist, muss man die Häusereinteilung als ungefähren Anhalt betrachten. Ist sie gar nicht bekannt, muss man sich auf die Planetenstellungen und ihre Aspekte beschränken, die auch schon wertvolle Aufschlüsse im Sinne einer Tiefenpsychologie geben. Der erfahrene Astrologe kann aber, wenn ihm die übrigen Stellungen des Geburtsbildes bekannt sind, mit Sicherheit aus der Gesichtsprägung und dem allgemeinen Verhalten - Mimik, Gesten, Gangart - das Zeichen des Aszendenten bestimmen und aus einigen wichtigen Ereignissen auch die Gradzahl des Aszendenten festlegen. Hierüber geben alle Lehrbücher der Astrologie Aufschluss. Ich weise besonders auf die Methode von Johannes Vehlow hin.

Das Geburtsbild (Horoskop)

Die graphische Darstellung des Geburtsbildes, die Horoskopzeichnung ist nichts anderes als ein senkrechter Schnitt durch den übersinnlichen Strahlkörper des Menschen oder sonst eines Lebewesens oder eines Werkes von Menschenhand, und zwar in der Ebene, in der sich ein senkrecht stehendes, in zwölf gleiche Felder geteiltes, etwa 20 Grad breites Band (das Abbild des ebenfalls übersinnlichen ,Tierkreises' am Himmel) um den im allgemeinen kugelförmigen Strahlkörper des Menschen zieht.

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